Wer rettet sie denn jetzt eigentlich, die deutschsprachige Popmusik? An dem einen Ende brechen HipHop-Acts Streaming-Rekorde, am anderen dudeln Schnulzen-Songwriter, und dazwischen tummelt sich eine Dunkelziffer an Indie-Künstlern, von denen es kaum jemand ins Radio schafft. Aber es gibt einen, der diese Lücke füllen kann: Mister Me mit seinem zweiten Album namens “Das Ende vom Hass“, das am 11.10. bei Motor erscheint.
Der Deutsch-Pop-Poet, der als Rapper angefangen hat, liefert Musik für Radio-Hits mit Texten, die locker auf einer Lyrik-Vorlesung vorgetragen werden könnten.
Diese inklusive Kraft kommt nicht von irgendwoher: Micha Meißner wuchs in einem sehr frommen Haushalt auf, fand in der Religion aber nie sein Zuhause.
Er sah anders aus, verhielt sich anders, war der Freigeist in einer kleinen Welt mit hohen Mauern. In der HipHop-Szene fand er eine erste Heimat. Als ihm mit 17 in Folge einer Autoimmunkrankheit alle Haare am Körper ausfallen, fällt er in ein Loch. Meißner greift nun öfter zur Gitarre, setzt sich ans Klavier, lässt immer mehr seine Singstimme zu. Herausgekommen ist dabei 2017 sein Debütalbum “Zeit bleibt Zeit“, das die Messlatte für Mister Me sofort sehr hoch setzt: Deutsch-Pop mit Kante und der Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Seine klare Haltung: Menschen einzubeziehen, zusammenzubringen, zum Hinterfragen anzuregen. “Mein Wunsch ist es, nicht nur die Leute zu erreichen, die ohnehin meiner Meinung sind, sondern auch diejenigen, die sich zum Beispiel noch nicht sicher sind, ob sie die AfD wählen sollen, und diese dann zum Nachdenken anzuregen und zum Gespräch einzuladen.”
Seine Mission: “Das Ende vom Hass“. Da ist es nur einleuchtend, dass er sein zweites Album genau so genannt hat. Darin durchdringt er Geschlechterrollen, benennt gesellschaftliche Ängste, erforscht die Scheu vor Fremden. In der aktuellen Single „Pink und Blau” etwa fragt er sich: Wie könnten wir Beziehungen leben, wenn es die Klischees von Frau und Mann nicht gäbe? Das in seiner Wahlheimat Berlin gedrehte Video zu “Pink und Blau” gibt es hier zu sehen.
Ein Motiv verbindet die zehn Lieder auf “Das Ende vom Hass” wie ein roter Faden: Versöhnung. “Die Songs behandeln jegliche Art von Konflikten, die wir alle mit uns rumschleppen. Ich glaube, es würde uns allen gut tun, wenn jeder immer wieder reflektiert: ‘Tue ich das, was ich gerade tue, aus Gewohnheit oder aus Überzeugung?‘”, sagt der gelernte Erzieher.
“Das Ende vom Hass” ist ein hochpolitisches Album. Aber Mister Me ist kein Mann der plakativen Parolen. Er findet: Politik fängt beim Einzelnen an. “Ich glaube, dass die Ursache von vielen gesellschaftlichen Problemen wie Sexismus, Rassismus oder anderen Ungerechtigkeiten aus den Mustern kommen, die uns anerzogen wurden und die viele unhinterfragt reproduzieren. Wenn Leute wie Orbán, Kurz oder AfD-Politiker fähig wären, sich selbst in einem größeren Kontext zu sehen, dann würden sie nicht so eine Scheißpolitik betreiben“, findet er. Nicht umsonst heißt ein Track auf dem Album “Utopie“, in dem sich der Songwriter wünscht, wir könnten alle schablonenhaften Konditionierungen hinter uns lassen. Oder “Null“, quasi das Aushängeschild der Platte, ein Rundumschlag mit der Botschaft: Alles geht auf Null, wir müssen von neu anfangen, und zwar gemeinsam, denn: Nur das Ende vom Hass kann uns retten.
Es ist dieser Blick auf die Dinge von jemandem, den die Tiefen des Lebens demütig gemacht haben, und die nie abhanden gekommene Begeisterungsfähigkeit eines Kindes, die Mister Me zu einem Live-Erlebnis machen. Unermüdlich seit seiner Jugend auf Tour, hat er sich etwa als Opening Act von Silbermond bis in die Arenen des Landes gespielt. Seine Fans lieben seine unfassbare Energie auf der Bühne und seine herzliche Art, so als würde er jeden einzelnen im Publikum persönlich kennen. Und auch er selbst kommt ins Schwärmen, wenn er zum Beispiel von den Konzerten in der Justizvollzugsanstalt Köln erzählt, wo er es schaffte, in kurzer Zeit die Insassen für seine Musik zu erwärmen.
Seine treue Anhängerschaft ist es auch, die sein aktuelles Album durch eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt hat und auf diesem Wege 21.540 Euro für die Produktion bereitstellte. Das ursprüngliche Fundingziel von 15.000 Euro wurde bereits im Juni erreicht – einen Monat vor dem Ende der Kampagne. Selbst als noch kein einziger Ton aufgenommen war, da spendeten die ersten Unterstützer bereits, weil absehbar war: Dieser Kerl wird abliefern, und zwar mit Herzblut. Auf “Das Ende vom Hass” ist kein Wort anders gemeint, als es gesagt ist, da ist keine Pose, kein Kalkül.
Auf der Platte lässt er tief blicken, zeigt sich so zerbrechlich wie nie, ist dabei aber nicht larmoyant – und schafft es gleichzeitig, das alles in hinreißende Melodien zu verpacken. Stücke wie “Geister” oder “Alles Da” beweisen übrigens, dass der Rap-Flow noch immer flockt. Auf den intimen Songs macht sich Mister Me derart nackt, dass er es nur konsequent fand, auch fürs Artwork die Hüllen fallen lassen. Entweder ganz oder gar nicht. Platz für Kompromisse gab es nicht, weshalb er das Album komplett in Eigenregie veröffentlicht, weil er sich nur wohl fühlt, wenn er zu hundert Prozent aufrichtig sein kann.
Seine Suche nach Antworten auf die vielen Fragen in seinem Kopf führten den Songschreiber während der Albumproduktion auch in ein buddhistisches Kloster im Naturpark Bergisches Land und in die Dolomiten in Südtirol. Dem Berg Monte Piana widmete Mister Me den letzten Song des Albums. “Das Ende vom Hass ist vielleicht der Moment, in dem man sich in Gänze versöhnt hat mit allem, und in dem man somit nicht mehr wiedergeboren werden muss. Oder vielleicht wird man zu einem schönen Berg, in sich ruhend, wie der Monte Piana selbst. Doch dazu muss man erst begreifen, dass man niemals alleine funktioniert und wir alle voneinander abhängig sind.” Das ist das Ziel. Mister Me liefert die Songs dazu.
Nach der Veröffentlichung von “Das Ende vom Hass” am 11.10. wird Mister Me bis in den Winter des nächsten Jahres hinein rund dreißig Städte auf seiner Tournee ansteuern:
Tourdaten:
19.11.2019 Münster -Sputnik Café
20.11.2019 Bochum – Dampfgebläsehaus
21.11.2019 Köln – Club Volta
22.11.2019 Weinheim – Café Central
23.11.2019 AT-Lustenau – Carini Saal
25.11.2019 AT-Wien – B72
27.11.2019 Rostock – M.A.U. Club
28.11.2019 Berlin – Lido
29.11.2019 Cottbus – Bebel
30.11.2019 Göttingen – Musa
01.12.2019 Leipzig – Naumanns
ABGESAGT 03.12.2019 Marburg, KFZ ABGESAGT
04.12.2019 Hannover – Musikzentrum
05.12.2019 Koblenz – Circus Maximus
15.01.2020 Dresden – Groovestation
16.01.2020 Braunschweig – Eulenglück
17.01.2020 Lübeck – Riders Café
18.01.2020 Magdeburg – Moritzhof
19.01.2020 Langenberg – KGB
21.01.2020 Bremen – Tower
22.01.2020 Hamburg – Knust
24.01.2020 Nürnberg – Club Stereo
25.01.2020 München – Backstage Club
26.01.2020 Stuttgart – clubCANN
28.01.2020 Biberach – Abdera
29.01.2020 Wiesbaden – Schlachthof
30.01.2020 Karlsruhe, Substage Café
31.01.2020 Erfurt, Museumskeller
01.02.2020 Annaberg-Buchholz, Alte Brauerei
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