Tim Kamrad stand dieses Jahr zum zweiten Mal auf der Bühne bei Bochum Total. Man darf gespannt sein, wo es ihn noch hinführt und auf welchen Bühnen er stehen wird. Doch eins ist klar: Man wird noch viel von ihm hören! Angelina hat ihn vor Ort zum Interview getroffen.
Musikiathek: Hallo Tim! Herzlich willkommen bei Bochum Total 2.0 oder?
Tim Kamrad: Hey! Ja, wird geil!
Musikiathek: Wie fühlt es sich für dich an? Das zweite Mal Bochum Total, das zweite Mal 1LIVE-Bühne und dieses Mal bist du Headliner!
Tim Kamrad: Es ist super geil. Es freut mich, denn letztes Jahr war es einer der geilsten Gigs, die wir gespielt haben und generell ist das für mich ja ein Heimspiel. Ich komm von Zuhause gerade, es ist alles total entspannt und wir freuen uns jetzt einfach, Musik zu machen.
Musikiathek: Du hast ja auch einen direkten Bezug zum Ruhrgebiet. Du kommst ja aus dem Ruhrpott, oder?
Tim Kamrad: Genau ich komme aus Velbert, das ist eine viertel Stunde von Bochum entfernt und dementsprechend ist das heute natürlich cool, die ganze Family kommt und die Freunde und auch mein ganzes Team ist hier in Bochum.
Musikiathek: Bochum Total gibt es mittlerweile seit 1986. Was denkst du, ist das Geheimnis von Bochum Total?
Tim Kamrad: Es ist glaub ich einfach sehr sehr cool, dass alles auf einem Fleck passiert. Hier sind ganz oft viele coole Bands, die man nicht überall sieht, weil sie halt noch frisch sind. Ich glaube die Leute kommen auch um neue Musik zu entdecken, die sie nicht auf jedem Festival gerade hören. Es ist einfach neue, freshe Musik, die auch gerade hier auf der 1Live Bühne gespielt wird. Ich glaube, dass die Leute, die 1986 da waren, auch heute noch hierher kommen. So wird’s wahrscheinlich auch die nächsten 20 Jahre laufen.
Musikiathek: Jedes Jahr gehen bei Bochum Total über 1300 Künstlerbewerbungen ein. Was sagst du dazu, wenn du die Zahl hörst?
Tim Kamrad: Hätte ich nie gedacht. 1300 Bewerbungen – das ist echt krass. Ich verstehe es. Ich hatte letztens im Radio gehört, dass es über eine Millionen Besucher jedes Jahr sind. Entsprechend ist es klar, dass man hier spielen will. Vor zwei Jahren habe ich bei einem Bandcontest in der Nähe gespielt und danach hatten wir uns die Bühne hier angeschaut und haben gesagt, da will ich auch mal spielen und jetzt ist es zwei Jahre hintereinander so. Also klar verstehe ich es, dass Leute hier spielen wollen.
Musikiathek: Hast du dir heute schon das Programm angeschaut? Weißt du, wer heute sonst noch spielt?
Tim Kamrad: Ich habe so ein bisschen was ausgecheckt. Leider habe ich gerade einen Kumpel von mir verpasst. Martin Haller heißt er. Er hat gerade auf der Sparkassen-Bühne gespielt. Mit ihm habe ich ab und zu mal zusammen geschrieben. Man kennt einfach viele Leute hier.
Musikiathek: Hättest du einen Geheimtipp?
Tim Kamrad: Ja, jetzt ist es zu spät. Martin Haller ist der beste Musiker, den ich kenne. Allroundmusiker, wahnsinniger Sänger, sehr guter Songwriter und Gitarrist. Wenn man die Möglichkeit hat, ihn zu sehen, würde ich das auf jeden Fall machen.
Musikiathek: Herbert Grönemeyer hat den Song Bochum geschrieben. Fällt dir spontan eine Zeile aus dem Song ein?
Tim Kamrad: Klar! Bochum, ich komm aus dir!
Musikiathek: Ein guter Song für dich?
Tim Kamrad: Voll – ich finde das total beeindruckend, wie man einen Song so Punkt genau auf eine Stadt zuschneidern kann, der aber trotzdem in ganz Deutschland bekannt ist. Auch, dass er super zu der Stadt passt und sich jeder Bochumer damit auch identifizieren kann. Ohne, dass es komisch wird. Ich kenne das so: wenn man sich Lieder von früher anhört, die im Namen für irgendwas geschrieben wurden, sind diese Lieder den Leuten heute eigentlich eher peinlich. Aber für alle Bochumer ist “Bochum” ein Kult Song – riesigen Respekt, sowas zu schaffen. Richtig geil.
Musikiathek: Wenn du ganz spontan eine 30-minütige Präsentation halten müsstest, über welches Thema wäre es kein Problem, ohne dich dafür vorbereiten zu müssen?
Tim Kamrad: Wahrscheinlich über Songwriting. Da muss man sich nicht vorbereiten. Die Essenz davon kann sein: Manchmal klappt’s manchmal klappt’s nicht.
Musikiathek: Wenn man zu deinem Leben ein Buch schreiben würde, welchen Titel sollte es tragen?
Tim Kamrad: Work in Progress, keine Ahnung, ich bin noch so jung. Es ist zwar schon viel passiert, aber es ist einfach noch nicht der Punk gekommen, wo man sagen kann, so oder so ist mein Leben gelaufen. Da bin ich aber auch noch ganz froh drüber. Man kommt immer noch weiter und ich will auch noch weiter. Es ist noch nicht der Punkt gekommen, an dem man sagen würde, das habe ich mir aufgebaut, sondern man ist noch dabei, es sich aufzubauen. Ich hoffe, wenn man in 10 Jahren ein Buch schreiben würde, dass man dann noch wesentlich mehr schreiben könnte.
Musikiathek: Hier ist die Backstage Situation ja eine andere als bei Clubshows, alles ist etwas offener und man trifft die anderen Bands. Wie findest du das?
Tim Kamrad: Ich find das total cool, ich mag den Kontakt zu anderen Bands, es passiert aber eh die ganze Zeit, denn mein Bassist und Gitarrist sind beide von der Popakademie und die kennen sich eh alle, weil ja sehr viele Musiker von der Popakademie kommen. Somit kommt das eh immer zu Stande, dass man neue Leute kennen lernt, die die gleichen Träume und Sorgen teilen.
Musikiathek: Stell dir vor, ich würde dir einen leeren Kühlschrank hinstellen und es wäre deine Aufgabe, ihn zu füllen – was dürfte auf gar keinen Fall fehlen?
Tim Kamrad: Auf jeden Fall Wasser.. ist ganz wichtig. Also stilles Wasser vor der Show und für nach der Show auf jeden Fall Bier. Hier in Bochum natürlich Fiege und natürlich auch Fiege Radler, obwohl ja viele mit Radler ein Problem haben. Ich finde Fiege Radler wirklich sehr gut und beim Bier würde ich das Fiege Helle nehmen. Gin Tonic muss dabei sein und für unseren Drummer auch ein Jack Daniels. Das ist es eigentlich. Natürlich auch Obst. Zuhause esse ich eigentlich nie Obst, aber wenn ich viel auf Tour bin, esse ich davon total viel, das ist eigentlich der Witz.
Musikiathek: Auf dem diesjährigen Festival T-Shirt ist eine spacige Biene drauf. Was sagst du dazu?
Tim Kamrad: Es ist auf jeden Fall gut, denn ich denke, jeder setzt sich dafür ein, dass die Bienen nicht aussterben.
Musikiathek: Würdest du auch sagen, die Bienen gehören mit zu den nervigsten Tieren der Welt?
Tim Kamrad: Ne, die Biene nicht – eher die Wespen, die sind viel schlimmer. Die können dich auch dreimal stechen, also vor denen würde ich auch wegrennen.
Wortpingpong (Musikiathek, Tim Kamrad)
Bochum ist eine wahnsinnig tolle Stadt. Heute habe ich total viel Bock zu spielen, denn es ist Sommer und wir sind gut drauf.
Wer Tim Kamrad live erleben möchte, hat unter anderem auf Tour wieder die Möglichkeit dazu. Checkt die Dates aus, sichert euch Tickets und seid dabei!
Interview: Angelina Dammert