Mehr zu Sondaschule
Der Ruhrpott liegt immer noch brach und verfällt. Aber nach 2016 gilt das auch für die ganze Welt. Die Ska-Punks der Sondaschule widersetzten sich vor zwei Jahren mit »Schön kaputt«, ihrem Top-10-Album, der wunderschönen Hässlichkeit des Untergangs mit Pauken, Trompeten und Offbeats. Doch jetzt sind andere Geschütze gefragt. Ihr neues Album »Schere, Stein, Papier« ist politischer, ernster. Und eine dringende Reaktion auf unsere Krisenzeit.
Kurz vor der Jahrtausendwende schließen sich die sechs Ruhrpott-Rude-Boys zusammen und adaptieren den Sound ihrer Vorbilder Rancid, der kalifornischen Skatepunks NOFX und The Mighty Mighty Bosstones mit einem NRW- Mindstate. Sondaschule veröffentlicht die rotzige Debüt-EP »Lieber Einen Paffen«, fünf weitere Alben und geht 2015 mit ihrem bisher besten und erfolgreichsten Langspieler »Schön kaputt« den Weg zurück zu den Wurzeln – und zeichnen darauf ein Bild von geschlossenen Zechen, sozialen Spannungen, Jugendabwanderung aber auch großen Freundschaft und kleinem Glück. Man entfloh der Ruhrpott-Tristesse mit treibenden Bläsersätzen, Uptemo-Nummern und einer Portion Sarkasmus.
Mit »Schön kaputt« steigt Sondaschule erstmals in die Album-Top-Ten ein, spielt eine ausverkaufte Deutschlandtour und krönt im Februar diesen Jahres ihren Lauf vor 3500 Besuchern in der ausverkauften Oberhausener Turbinenhalle zum fünfzehnten Bandjubiläum. Während es bei den Kumpels aus Mühlheim an der Ruhr bestens läuft, gerät die Welt, wie wir sie kannten, aus den Fugen: Ein Rechtsruck geht durch Europa, Populisten gehen mit einfachen, rassistischen Lösungen auf Stimmenfang, Krisenherde poppen auf, mitten im sichergewähnten Europa. Unter diesen Bedingungen entsteht »Schere, Stein, Papier«, das neue Album der Sondaschule mit der Ansage: Eine gute Zeit zu haben, reicht nicht mehr. Das Album besinnt sich auf den ursprünglichen Punk-Gedanken, ist ein wichtiges Statement für Weltoffenheit und gelebten Multikulturalismus, wie er im Pott bereits seit dem Wirtschaftswunder in den Sechzigern zelebriert wird.
Die Spaß-Punks erwachsen damit zu einer politischen Band, aber bleiben ihrem schwarzen Humor treu und widmen sich Themen wie Endlichkeit, Amsterdam und Waffenscheinen bei Aldi mit der richtigen Portion Augenzwinkern. »Die Frage aller Fragen, am Ende liegt’s bei dir: Himmel oder Hölle? Schere, Stein, Papier?« heißt es auf der ersten Single, dem Titeltrack. Man muss sich positionieren, in diesen Zeiten: Die Schere zwischen Arm und Reicht geht weiter auseinander. Der Stein, der ins Rollen gebracht wird, steht für Aufstand, Selbstermächtigung. Am Ende, so hofft die Band aber, siegt die Macht des Wortes. Sondaschule setzen mit »Schere, Stein, Papier« ein Zeichen für Menschlichkeit.
Musikvideo: Sondaschule „Amsterdam“
Live Termine:
01.07.2017 Würzburg – Missions Festival
08.07.2017 Theley – Volcano Festival
21.07.2017 Dieburg – Traffic Jam
22.07.2017 Dieburg – Traffic Jam
05.08.2017 Hannover – Fährmannsfest
09.09.2017 SONDASCHULE OPEN AIR – Gelsenkirchen – Amphitheater (Release-Party + 15 Jahre Live)
Quelle: Add On Music
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