Ich wusste nicht viel über Sinéad O‘Connor vor dem Konzert am 13.01.2020 in Essen. Ihren größten Hit „Nothing Compares 2 U“ kannte ich natürlich und ich hatte mich auch im Vorfeld etwas informiert. Trotzdem wollte ich mir auch etwas Spannung bewahren und mich an dem Abend überraschen lassen.
Abends in Essen angekommen, war die Kinoatmosphäre deutlich spürbar, der rote Teppich am Eingang machte den Premierencharakter deutlich. Die Lichtburg ist eine tolle Location für ein Konzert. Endlich mal keine „normale“ Halle, sondern eine richtig schöne Location mit Charme. Die gemütlichen Kinosessel luden zum bequemen Sitzen ein. Dies sollte also kein normales Pop-Konzert werden, sondern vermutlich etwas ruhiger und intimer sein. Verdutzt hat mich allerdings, dass viele Plätze leer blieben, zumal dies erst das zweite Konzert in Deutschland nach einer langen Bühnenabstinenz O‘Connors war.
Das Konzert begann pünktlich um 8 Uhr ohne Vorband. Eine Vorband hätte auch nicht so gut zu der Kinoatmosphäre gepasst. Sinéad O‘Connor sang die Songs einwandfrei und die Band spielte richtig gut. Ein Highlight war unter anderem der Song „I am stretched out on your grave“. Zunächst verlassen die Musiker nach und nach die Bühne und Sinéad O’Connor beginnt alleine zu singen. Das Lied ist sehr bewegend, vor allem wenn man den Hintergrund der Kindheit O‘Connors kennt. Mir fällt beim Zuhören auch wieder der Auftritt mit dem Zerreißen des Papstfotos ein. Dieser Song sorgt bei dem Zuhörern für sehr viel Gänsehaut. Erst recht, als nach einer kurzen Pause der Gitarrist und die Gitarristin sich neben Sinéad O‘Connor stellen und diese zu dritt eine A‘capella-Version von „In This Heart“ singen. Atemberaubend!
Insgesamt war es ein schöner Abend, und das Publikum hat die Sängerin komplett gefeiert – auch wenn man während des ganzen Konzertes das Gefühl hatte, dass es eine Distanz zwischen Publikum und Bühne gibt. Das lag möglicherweise auch daran, dass O‘Connor komplett auf Ansagen und Interaktion mit dem Publikum verzichtete. Mehr als ein „Thank you“ nach dem Applaus wurde kaum geredet. Selbst als einige Fans der Sängerin Blumen überreichen wollen, reagiert diese in keiner Form. Aber vielleicht haben ein paar negative Erlebnisse aus dem 90ern, als sie für ihre politische Haltung ausgepfiffen wurde, dazu geführt, dass Sinéad O‘Connor lieber distanziert bleibt. Schade für die treuen Fans, aber man kann es zum Teil auch verstehen. Vielleicht wird das mit etwas mehr Vertrauen ins Publikum irgendwann wieder anders.
Bericht: Pablo Poch Parramon, Fotos: Lena Vinyl
Alle Fotos unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung / kein Upload der Fotos ohne vorherige Nachfrage und anschließender Genehmigung!
Zum Kontaktformular (für Bands und redaktionelle Verwendung)