Bericht: So war’s beim Jera On Air 2019

Mehr zu Jera On Air

Während die einen im industriellen Setting des Full Force Festivals in Ferropolis headbangeten und im gemütlichen Münsterland das Vainstream zu einem vollgepackten Metal-Tag einlud, schicken wir euch laute Grüße aus den Niederlanden – Denn wir waren dieses Jahr für euch beim Jera On Air und berichten euch, warum es sich auch mal lohnt, unserem Nachbarland einen Festivalbesuch abzustatten.

Noch nie was vom Jera On Air gehört? Dabei ist es das größte Punk-, Hardcore- und Metalfestival der Niederlande, und mit 27 Jahren schon ein stolzes Urgestein der europäischen Festivalszene. Mit lediglich knappen 110 € war man bereits dabei und bekam mit einem Warm-Up Day, zwei vollgepackten Festivaltagen und einem Line-Up, welches mit den besten Bands der Szene bespickt ist, ordentlich was geboten. Weniger als 35 km Luftlinie liegen zwischen der deutschen Grenze und dem sonst so beschaulichen Ort Ysselsteyn, welches für ein Wochenende im Jahr Tausende Fans aus Nah und Fern willkommen heißt. Nach eigenen Angaben wurden dieses Jahr Tickets in über 40 verschiedenen Ländern verkauft, vor allem Holländer, Deutsche und Belgier brachte das Festival diesmal zusammen.

Bereits Donnerstag Nachmittag startete für die meisten das Jera On Air mit dem Warm-Up Tag: Unzählige Shuttle-Busse ab dem Bahnhof Deurne erleichterten Zugreisenden die Anfahrt, und trotz einer durch Stufen etwas hinderlichen Brücke, die dieses Jahr Camping- und Festivalgelände miteinander verband, wurden nach einigen Stolpereskapaden die ersten Zelte aufgebaut. Der überschaubare Zeltplatz wirkte im Vergleich zu z.B. Rock Am Ring erfreulicherweise gemütlich, und eine familiäre Atmosphäre machte sich schnell breit, die durch mancherlei Sprachbarrieren keineswegs getrübt wurde.

Das Festivalgelände bietete neben den drei Zeltbühnen ein Partyzelt, die Punkrock-Bar sowie ordentlich Stände, die – sogar mit einem festivaleigenen Craft Beer – für das leibliche Wohl sorgten. Hinzu kam noch der sogenannte Marketplace, der jedoch erst am Freitag seine Pforten öffnete. Im Bandmerch-Zelt traf man regelmäßig allerlei Bands des Line-Ups an, die sich viel Zeit für ihre Fans nahmen.
Donnerstag wurden bereits zwei Bühnen eingeweiht, und Bands wie SHVPES, Our Hollow Our Home sowie Bury Tomorrow, eröffneten das diesjährige Spektakel mit ordentlichen Dropdowns, geballter Energie und überragender Stimmung.

Das Freitags-Line-Up des Jera On Air sorgte mit einer ausgewogenen Genre-Mischung für viel Abwechslung – überraschend gut haben die Festivalveranstalter es auch geschafft, die Timetable zu erstellen: Der größte Feind eines jeden Festivalgängers, der Bandclash, kam somit so gut wie kaum vor, da die Spielzeiten erfolgreich aufeinander abgestimmt waren. Ebenso gut vorbereitet schienen die Veranstalter auch auf das Wetter gewesen zu sein: Sengende Hitze und pralle Sonne waren am Start, weshalb den Besuchern gratis Sonnencreme, Deo sowie Schattenplätze mit Befeuchtungsanlagen und Ventilatoren zur Verfügung standen. Plastikflaschen durften ebenfalls auf das Festivalgelände mitgebracht und aufgefüllt werden.

Signing Session mit den State Champs

Mit Künstlern wie ROAM, As It Is und State Champs aus der Pop Punk Szene, Crystal Lake als aufstrebende japanische Hardcore Band und The Interrupters mit außerordentlich tanzbarem Ska waren die Mittagsstunden gut gefüllt. Die momentan heiß begehrten Newcomer Fever333 raubten den Fans wie gewohnt den Atem, vor allem als Leadsänger Jason Butler ohne Vorwarnung auf eine der Zeltpfeiler kletterte, sich bis zur Decke hocharbeitete und damit einen epischen Abgang hinlegte. Zudem wurden am Impericon Signing-Tent Fanträume wahr, denn dort konnte man Autogramme von u.a. Beartooth, Fever333 und Sum41 ergattern und seine Idole hautnah erleben.

Sum41

Auf der Mainstage sorgten Metalcore-Lieblinge Beartooth erneut für eine Flut an Crowdsurfer*innen, wonach das ganze Festival sich nostalgisch an den Punkrock-Hymnen von Sum41 erfreuen konnte. Nachdem im April Architects ihren Headliner-Spot aufgrund von Unstimmigkeiten aufgaben, fand das Jera On Air mit Enter Shikari einen mehr als würdigen Ersatz für den Freitagabend: Mit einer aufregenden Lichtshow, energiegeladenen Effekten und ihrem innovativen, einzigartigen Sound rundeten die Jungs aus England den Abend ab.

Enter Shikari

Mit Rekordtemperaturen startete auch der Samstag: die 35 Grad machten sich zwar zunächst etwas in der Geschwindigkeit der Moshpits bemerkbar, jedoch trübte dies nicht die Stimmung der Musikfans, die u.a. mit LVNDMARKS, Polaris und Bleeding From Within das Festivalgelände zum Leben erweckten. Gewappnet mit Wasserpistolen und Wassereis stürzten sich die Fans in den Nachmittag, an dem u.a. Death By Stereo, Agnostic Front und Comeback Kid für ordentlich Stimmung sorgten. Ein Stück niederländische Kultur war mit der Party-Punkband Heideroosjes vertreten, die dieses Jahr zu ihrem 30. Geburtstag wieder zusammenkamen, und Post-Hardcore – Geheimtipp Brutus überzeugte mit einer außerordentlich energetischen Performance, wobei Frontfrau Stefanie Mannaerts als Schlagzeugerin und Sängerin zugleich vielen den Atem verschlag.

Einen kräftigen Endspurt legten auf den Hauptbühnen Hatebreed und The Amity Affliction mit rasant lauten Riffs sowie mit mitreißenden Clean-Vocals an den Tag. Schließlich wurde es Zeit für die langersehnten Headliner des Abends: Parkway Drive zogen in einem eindrucksvollen, durch Fackeln und Kutten begleiteten Marsch in das Mainstage-Zelt ein und suchten die Nähe zu ihren Fans. Entgegen aller Erwartungen, dass die Pyrotechnik, für die die Band berühmt berüchtig ist, aufgrund der Zeltbühne nicht in Frage käme, erhellten alsbald Flammenwerfer und Explosionen die Menge. Als zu einem Zeitpunkt sogar die ganze Bühne stellenweise lichterloh in Flammen stand und eine atemberaubende Kulisse den ballernden Metalcore einrahmte, sprang bald das gesamte Zelt auf und ab. Schließlich boten die Australier den Fans mit einer kraftvollen Darbietung ihres Hits Bottom Feeder einen ehrwürdigen Höhepunkt für ein lautes Wochenende voller rasender Moshpits, feierlicher Festivalbekanntschaften und einer Musikauslese vom Feinsten.

Wir sind begeistert, Jera On Air – bis zum nächsten Mal!

Bericht: Phuong Ly Dao

Mehr zu Jera On Air

Beitrag teilen