Etwas chaotisch startete der Berlin-Gig von Deaf Havana: Knappe zwei Stunden vor Einlass verkündeten Support-Act Airways via Social Media den gesundheitlich bedingten Abbruch der Tour ihrerseits. Während diese sich bereits wieder auf den Weg in die Heimat machten, suchten Deaf Havana sogar über ihre Instagram Story nach einem neuen Opener für den Abend.
Die überschaubare Kult-Location im Szene-Kiez füllte sich schnell mit Gästen, die Spannung stieg, die Stimmung war gut. Obwohl das Publikum durch eine fast einstündige Wartezeit nach Einlass vermuten konnte, dass sie keine Vorband zu Gesicht bekommen werden, war die Euphorie umso intensiver, als endlich Deaf Havana die Bühne eroberten. Rockiger und lauter als man es vom neuesten Album Rituals gewohnt ist, überzeugten die Jungs aus Großbritannien mit einer dynamischen, leidenschaftlichen Performance. Eingehüllt in sachtem Räucherkerzenduft, warmen Scheinwerferlicht und in stimmgewaltiger Begleitung des restlos ausverkauften Bi-Nuus, boten die vier Briten eine solide, mitreißende Darbietung von 14 Jahren erfolgreicher Bandgeschichte und musikalischer Entwicklung.
Humorvoll entschuldigten sie sich für die Vorband-Situation, wobei das Publikum dies aber in Angesicht der musikalischen Qualität und Energie, die die Gruppe trotz erkältetem Schlagzeuger an den Tag legte, schnell verziehen hatte. Auch Cassiopeia, die kleine Hymne an Deutschlands Metropole, durfte natürlich nicht in der Setlist fehlen – denn Deaf Havana lieben Berlin, und Berlin liebt sie. Eine gute Stunde lang ließen sich die Fans von sauberen Gitarrenriffs, stimmgewaltigen Vocals und rhythmischen Synthesizer-Melodien treiben. An diesem Abend gaben sich Deaf Havana von ihrer besten Seite und stellten unter Beweis, dass sie sich nicht nur musikalisch neu erfinden, sondern dass sie ihre Inspiration auch elektrisierend gut in ihren Live-Auftritten spürbar machen können.
Bericht: Phuong ly Dao