„Suizid scheidet aus, denn Marktforscher wissen; Ihr würdet Alligatoah vermissen“, aber fangen wir doch vorne an. Das im Januar aus gesundheitlichen Gründen abgesagte Konzert von Alligatoah in der Lanxess Arena in Köln wurde am 15.09.2019 nachgeholt. Den Menschenmassen vor der Halle nach haben nicht wenige auf diesen Termin gewartet, so wie auch ich. Einen Sonntagabend kann man schlechter verbringen als in einer gut gefüllten Halle den Klängen von Alligatoah zu lauschen. Doch zuerst: GreeeN…mit 3 E. Rap trifft Reggae und man lege noch etwas behanfte Entspanntheit dabei. Aber es gefällt und was gefällt ist gut. 30 Minuten anheizen…beflügeln…chillen, was auch immer.
20:15 dann endlich, der Vorhang fällt. Zu sehen: ein Vorhang! Und eine Blume. Und irgendwie Alligatoah, der mit Sturmhaube als Gesicht der Blume ein Medley aus „Counterstrike Song“, „Mein Gott hat den Längsten“ und „Raubkopierah“ singt. Ok, der Verrücktheitsgrad für heute Abend ist gesetzt. Erneut fällt der Vorhang und gibt den Blick frei auf das Hotel Kalliforniah. Das aufwändige Bühnenbild, das im Zentrum einen Raum birgt, der sich im Laufe des Sets immer wieder wandelt, weiß zu gefallen. Die Musiker verteilen sich auf 2 Etagen links und rechts und Alligatoah mit Unterstützung von BattleBoi-Basti tobt durch die Mitte. Eine gigantische Selbstinszenierung, die ironischer nicht sein könnte.
Die Show gleicht einem Musical, auch die Ansagen zwischen den Songs haben diese Länge. Aber irgendwie passt es und die Menge feiert. Die Songs sind gut gewählt und das über 2 Stunden lange Set hat keine langweiligen Momente. „Fick ihn doch“, „Lass liegen“, Alligatoah schafft es sogar die Menge zu einem Circlepit bei „Hass“ und einer Wall of Death in einer beachtlichen Größe zu bewegen. Mit „Meinungsfrei“ ist damit dann der energetische Höhepunkt erreicht. Respekt, immerhin sind wir nicht auf einem Metalkonzert. Egal ob ruhige Töne zum „Trauerfeierlied“, in Anlehnung an Elvis bei einer Version von „Namen machen“ im Stil von „In The Ghetto“ eins ist klar, Alligatoah versteckt wahnsinniges Talent hinter der lustigen Show. Auch die Texte kommen vollgepackt mit Sarkasmus und Zynismus daher. Ein Blick hinter die bunte Fassade lohnt sich. „Und meine letzten Worte, bevor ich zu den Sternen schweb’; Gern geschehen“
Fotos: KTD Photography
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