CD-Tipp: Radio Havanna mit ihrem neuem Album “Utopia” (VÖ 12.01.)

Zwischen Pfeffi am Späti und den Kater nach der WG-Party passt immer noch eine geballte Faust. Es gibt wohl keine bessere Zeit für wütende, bis in die Knochen motivierte Politpunk-Bands wie Radio Havanna, die sich mit ganzer Kraft für politische und soziale Zwecke einsetzen: Ganz Europa schwankt nach rechts außen und erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sitzt eine offen rechtsextreme Partei im Bundestag. Dass die Hoffnung zuletzt stirbt will das Berliner Quartett mit seinem neuen, am 12. Januar erscheinenden Album „Utopia“ beweisen, das die Band über ihr frisch gegründetes eigenes Label Dynamit Records veröffentlicht.

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„Jetzt sind wir da und hier ist nichts mehr wie es wahr/ Willkommen in Utopia/ In einem Traum der uns gehört haben wir zerstört was uns zerstört/ Willkommen in Utopia“ – mit dem wuchtigen Halftime-Chorus, der sich zwischen gleichzeitig tanzbare und kraftvoll nach vorne preschende Strophen schiebt, nimmt die Punk-Band schon im nach dem Album benannten Opener alle Träumer an die Hand und versichert, dass selbst in dunkelsten Zeiten ein Silberstreifen am Horizont bleibt. Diese positive Note zieht sich durch die gesamte Platte, besonders durch wütende Protesthymnen wie das von einem nervösen HiHat-Beat getriebene „Faust hoch“. Dabei geht es Radio Havanna allerdings um mehr als nur leere Worte. Das zeigt der gleichnamige Künstlerverbund, in dem sich befreundete Bands wie ZSK, Itchy, Von Brücken, Slime oder Kmpfsprt deutlich gegen die AfD und ihre braunen Parolen positionieren. Was allerdings ebenso zu Radio Havanna gehört wie Gesellschaftskritik: die ironische Brechung von Klischees und der politische Fingerzeig mit Augenzwinkern. So dreht sich „Homophobes Arschloch“, das dem raspelig-melodischen Gesang von Christian „Fichte“ Fichtner satte Whoa-Oh-Chöre entgegensetzt, um hypermaskuline, rechtsoffene Hooligans, die insgeheim doch eigentlich nur die neueste Chart-Pop-Platte hören und mit Klaus statt Claudi kuscheln wollen – ein spiritueller Nachfolger zu „Schrei nach Liebe“, der wie gemacht für Singalongs ist.

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Dass sich Radio Havanna auch auf ihrem sechsten Album ihre Pop-Momente bewahrt haben, schmälert die Kraft ihrer Message dabei kein Stück. Im Gegenteil: Die rockige Schellenkranz-Liebeshymne „Hassliebe“ macht sich beispielsweise hervorragend neben dem punkig-pulsierenden, augenzwinkernden „Schwarzfahrer“. Der mitreißende Drive kombiniert mit den klaren Positionen und dem Sinn für große Hymnen schlägt sich auch in den explosiven Live-Shows der Band nieder, die sie von Headliner-Shows in Brasilien über Slots auf Festivals wie dem renommierten The Fest in Gainesville in Florida bis hin zu Support-Touren für Die Toten Hosen, Rise Against oder Sum41 auf Bühnen auf der ganzen Welt geführt hat. Auch 2018 halten Radio Havanna mit einer ausgiebigen Headliner-Tour passend zum Albumrelease und einer ausgedehnten Festivaltour Kurs auf das, was zählt: mehr als nur Musik unter möglichst viele Menschen zu bringen, Haltung zu zeigen und hasserfüllten Parolen hoffnungsvolle Hymnen entgegen zu schmettern. In diesem Sinne: Faust hoch – für „Utopia“.

RADIO HAVANNA “Utopia”-Tour
präsentiert von Event, Fuze Magazin, Heartcore_Mag, Allschools
13.01. DE – Berlin – Lido (500. Radio Havanna Show + Album-Releasekonzert)
05.04. DE – Hamburg – Hafenklang
06.04. DE – Bremen – Tower
07.04. DE – Hannover – Faust
12.04. DE – Frankfurt – Nachtleben
13.04. DE – München – Backstage Club
14.04. DE – Stuttgart – Kellerclub
20.04. DE – Dresden – Scheune
21.04. DE – Düsseldorf – Tube
27.04. DE – Jena – Kassablanka
28.04. AT – Wien – Arena

-Uncle M-

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