Ein Konzert der etwas anderen Art führt mich am Samstagabend in den Rockpalast nach Bochum. Eintritt ab 18, Lack, Leder und Latex um mich herum habe ich auch nicht jeden Tag. Schon im Vorfeld kamen einige Fragen was und warum und wieso. Aber mal ehrlich, warum nicht? Grausame Töchter zelebrieren ihre Musik mit einer exzessiven Liveshow. Als Gesamtpaket nur als Kunst zu bezeichnen, denn alles andere würde es nicht gesamt erfassen. Aranea Peeel, Frontfrau der Grausamen Töchter kennt keine Grenzen, Texte morbid, drastisch, obszön und auf der Bühne die optische Entfaltung dazu. Doch dazu später mehr.
Der Abend startet mit Siva Six, einem Dark Electro / Industrial Duo aus Athen. Szenetypische Kleidung und man kann neidlos anerkennen, sie können es tragen. Der Sound stampft aus den Boxen, die Show ist eher minimalistisch, geführt von der Ausstrahlung des Sängers “Z” aber durchaus nicht langweilig. 45 Minuten dauert das Spiel aus dunklen Lyrics und dröhnenden Beats. Der zweite Support betritt die Bühne. Es bietet sich ein ganz anderes Bild. Eine Keyboarderin, ein Gitarrist und Sänger bilden das Chemical Sweet Kid. Industrial Dark Electro Rock, so die eigene Bezeichnung, liefert eine andere Form der Energie. Die Bühne wird von links bis rechts ausgenutzt, der Sänger sichtbar in seinem Element tobt, das es eine Freude ist zuzusehen. Die Franzosen liefern ebenfalls mit ca. 45 Minuten ein ordentliches Set ab. Trotz guter Leistungen beider Vorbands ist doch zu merken, warum die Gäste heute Abend hier erschienen sind.
Und so wundert es nicht, dass es kurz vor 21:30 noch einmal voller geworden ist und der Rockpalast seine Kapazität von 300 Gästen fast ausschöpft. Noch bevor es losgeht, hört man Ketten rasseln und das ist das Signal mit den Forderungen nach den Grausamen Töchtern zu starten. Wir müssen nicht lange warten und Nebel und Strobo künden den Beginn der Show an. Wer nicht weiß, was ihn erwartet, wird jetzt großen Augen machen.
Bunt bemalte, sehr knapp bekleidete Damen, angeführt von Aranea Peel, betreten die Bühne. Die Ausstrahlung fesselt vom ersten Moment und die Darbietungen sind eine Explosion aus Sex und Gewalt. Kunst und Provokation deluxe! Die Grenze zwischen Faszination und Angst ist schmal. Ein bisschen SM, viel Wahnsinn und eine soziopathische Frontfrau schaffen eine Stimmung, die man nicht beschreiben kann. Auch musikalisch stark polarisierend passiert es auch, dass einige Gäste den Saal schon vor dem Ende verlassen.
Bei Grausame Töchter gibt es keine Grauzone. Entweder man mag sie oder nicht (oder man ist Fotograf). Zum Ende der Show lässt sich aber ein positives Resumee ziehen. Alle leben noch, der Verlust von Kunstblut und einigen Körperflüssigkeiten ist zu beklagen und für Gesprächsstoff auf der Heimreise ist gesorgt. Wenn unsere Eltern wüssten…
Fotos: KTD Photography
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