SIMPLE MINDS Album “Walk Between Worlds” ab 02.02.18 (BMG)

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Die Simple Minds arbeiteten bereits an ihrem neuen Studioalbum, als sie die Aufnahmen für ein spontanes, außerplanmäßiges Akustikprojekt unterbrachen. Letzteres änderte ihre Einstellung gegenüber ihrer Musik grundlegend.
Nach dem großen Erfolg von „Big Music” (2014) packten sie ihre größten Hits wie „Promised You A Miracle” und „Don’t You (Forget About Me)” in ein neues musikalisches Gewand. Das überragende Echo auf „Simple Minds Acoustic” inspirierte Frontmann Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill dazu, die Sicht auf ihr Schaffen komplett zu überdenken

„Als wir die Akustiksongs live spielten, entdeckten wir plötzlich so viele neue Dinge, die wir ausprobieren konnten.”, sagt Jim. „Ich bemerkte einen wirklichen Unterschied bei Charlie. Er war schon immer ein Gitarrenheld wider Willen – wegen der Effekte, die er nutzt, denken bis heute viele Menschen, dass seine Parts von einem Keyboard stammen. Es steckte so viel Emotion in seinem Spiel, es klang atemberaubend. Innerhalb weniger Tage wusste ich, dass das der Stil unseres neuen Albums sein musste. Unser Sound sollte minimalistischer und emotionaler klingen, so als wären wir eine ganz neue Band. Es war großartig, nach der Tour mit dieser Einstellung weiter zu arbeiten. Sie gab uns Abstand und Klarheit.”

„Es ist großartig, an verschiedenen Projekten zu arbeiten.”, fügt Charlie hinzu. „Die Akustiktour beeinflusste den Schaffensprozess von „Walk Between Worlds” maßgeblich. Als wir ins Studio zurückgekehrt waren, hatten wir die Liveperformances noch im Kopf. Beide Projekte sind so unterschiedlich, aber gingen dennoch Hand in Hand ineinander über.”

Jim Kerr und Charlie Burchill sind die kreativen Köpfe der Simple Minds, die sich vor 40 Jahren in Glasgow gründeten. Eine Zeile aus David Bowies „The Jean Genie” inspirierte sie zu ihrem Bandnamen.
Am Morgen nach der letzten Show der Big Music Tour im Dezember 2014 kehrten sie ins Studio zurück um sich direkt wieder der Arbeit an „Walk Between Worlds” zu widmen. Das Gorbals Sound Studio ist nur einen Steinwurf von jenem Ort entfernt, an dem die beiden aufgewachsen waren.

Ursprünglich plante das Duo, den cineastischen Stil von „Big Music” fortzusetzen. „Die positiven Reaktionen auf dieses Album gaben uns neue Energie und wir wollten so schnell wie möglich an diesen kreativen Pfad anknüpfen.”, erklärt Jim weiter. „Die ersten beiden Songs, an denen wir arbeiteten, klangen auch sehr ähnlich. Doch als wir nach der Akustiktour weitermachten, nahm das Album plötzlich eine eigene Identität an. Die Musik und die Texte sind die Eckpfeiler eines jeden guten Tracks. Früher ging es uns, wie viele Bands in den 80ern, nur darum, dass ein Stück spannend klang, doch sie waren mitnichten mit Songs von Bob Dylan oder Neil Young vergleichbar. Heute wissen wir, wie wichtig die Qualität der Melodie und Texte ist.”

„Walk Between Worlds” wurde im Abbey Road Studio aufgenommen und von der Band selbst, sowie Andy Wright und Gavin Goldberg produziert. Beide wirkten bereits bei „Big Music” mit. Das Album enthält acht Songs und ist in zwei eindeutige Seiten aufgeteilt: die erste widmet sich mit „Summer” und „The Signal And The Noise” mehr den glasklaren Gitarren und den New Wave Grooves der Post Punk-Ära. Die zweite klingt mit dem Titeltrack und „Barrowland Star” wie ein Filmsoundtrack.

„Es ist ein Oldschool Album: die zwei Seiten spiegeln auch die klassische LP wieder, mit der wir aufgewachsen sind.”, führt Jim weiter aus. „Die Eurosynths auf der ersten Seite erinnern an ‚Empires And Dances’ oder ‚Sons And Fascination/Sister Feelings Call’. Die zweite Seite wirkt mit seinem großen Kinosound eleganter und thematischer.”

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Auch das Artwork steht symbolisch für die Metamorphose der Band. Es wurde vom brasilianischen Visual Artist Heitor Magno entworfen, dessen Arbeiten eine Mischung aus surrealer Montage lebendiger Bilder und schwarzweiß Fotografie ist. So auch hier: die Figur auf dem Cover hat laut Charlie eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen Jim Kerr. Es könnte auch als ein erzählender Rückblick auf die „Sons And Fascination”-Ära gesehen werden.

„Walk Between Worlds” wird von zwei Songs über den Glauben eingerahmt: „Magic” und „Sense Of Discovery”. Ersterer spiegelt die Sehnsüchte und Wünsche der Jugend wider und handelt vom Glauben an die eigenen Fähigkeiten. „Sense Of Discovery” enthält einen melodischen Refrain, der auf das 1985 veröffentlichte „Alive And Kicking” anspielt. Die Stimme des älteren Erzählers gibt einem jungen Individuum Ratschläge und seine Weisheit weiter. Jim sagt dazu: „Glaube kann etwas sehr inspirierendes sein, vor allem, wenn er nicht von Religion geprägt wurde. Das ist auch eines der übergeordneten Themen des Albums. Die Texte sind Sammlungen von Gedanken und Ansichten. Viele Songs zeigen den Kontrast, wie wir selbst die Welt damals wahrgenommen haben und heute sehen.”

Ein weiterer Schlüsselsong ist „Barrowland Star”. Er ist nach der kultigen Konzerthalle im East End Glasgows benannt, in den die Simple Minds bereits unzählige Male aufgetreten sind. Das Stück enthält überlappende Streicherparts, ein faszinierendes Gitarrensolo Charlies (das Jim an Mick Ronson erinnert) sowie einen zu Herzen gehenden Text. Ursprünglich stammt er von einer Instrumental-B-Seite der Band aus den 90er Jahren. Sie spielten ihn neu ein und Jim schrieb den Text dafür. Er hatte schon immer das Gefühl, dass dieser Track alle Zutaten für einen großartigen Song besitzt.

„Im Barrowland zu spielen, war immer eine große Sache.”, sagt er. „Unsere Eltern kamen schon in den 50er Jahren hierher und wir filmten dort das Video für „Waterfront”. Es hat diese dekorativen Neonsterne an der Decke und als der Club vor ein paar Jahren saniert wurde, schenkte mir der Besitzer einen davon. Dieses große Stück Rock’n’Roll-Geschichte hängt nun an meiner Wand im Büro. Doch für die Simple Minds bedeutet er noch mehr. Wir verbrachten einige der besten Nächte unseres Lebens unter diesen Sternen. Sie jetzt anzusehen bringt all die Spannung und auch die Ängste zurück, die wir fühlten, als wir hier spielten. Manchmal fühlte es sich eher an, als wären wir für einen Boxkampf engagiert worden als für ein einfaches Rockkonzert.”

Mit „Walk Between Worlds” kehren die Simple Minds 2018 auf die Bühne zurück. Jim sieht die Band inzwischen mehr wie Sly & The Family Stone als eine traditionelle männliche Rockband. Charlie und er werden auf Tour von Percussionist Cherisse und Backgroundsängerin Catherine begleitet werden. Natürlich dürfen auch Ged Grimes am Bass, Multiinstrumentalist Gordy Goudi und Backgroundsängerin (manchmal auch Leadsängerin) Sarah Brown nicht fehlen. „Das Line Up ist jetzt harmonischer.”, fügt Charlie hinzu. „Wir arbeiten an frischen Arrangements älterer Songs und es wird mehr Interaktion zwischen den Musikern auf der Bühne geben. Das Publikum wird mehr Zeit bekommen, die Songs zu verarbeiten und Jim mehr Raum mit den Fans zu kommunizieren.”

Die Bannerträger einer neuen Art des Rock, die in den 80ern Postpunk mit furiosen Refrains und keltischem Ambiente mischten, drängen wieder ganz nach vorne. 40 Jahre Bandgeschichte sind etwas, auf was sie sehr stolz sein können. Doch wie „Walk Between Worlds” zeigt, ruhen sie sich auf diesem Erfolg nicht aus. „Das sogenannte musikalische Erbe kann auch zu einer Bürde werden.”, schließt Charlie ab. „Für uns war es jedoch eine Kraft, die uns die Freiheit und das Selbstvertrauen gegeben hat, dieses Album zu machen.”

Quelle: Add On Music

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