Mit „Lost Indieboy” veröffentlicht Antje Schomaker ihre neue Single samt Musikvideo.
Es gab mal eine Zeit, als die Hosen noch enger waren als die Streifenshirts und im Stoffbeutel nur der Drehtabak, roter Lippenstift und ein Musikmagazin transportiert werden mussten. Eine Zeit, in der alle verliebt waren in oder so sein wollten wie Beth Ditto, Pete Doherty, Lily Allen, Kele Okereke oder Alexa Chung. Die meisten, die diese Hochzeit des Indie miterlebt haben, sind mittlerweile mehr oder weniger erwachsen. Bis auf einen speziellen Typ Mensch, mit dem Antje Schomaker in ihrer neuen Single abrechnet: “Lost Indieboy” ist der musikalische Outcall von genau jenen Männern, die sich seit “Tyrannosaurus Hives” nicht mehr weiterentwickelt haben (und das war 2004). Der Indieboy mit den traurigen Augen und der Gitarre in der Hand, der eigentlich vom Leben nur zwei Dinge möchte – endlich als musikalisches Genie entdeckt und nie erwachsen werden. Dass das wie so oft dann nicht zu seinem, sondern zum Problem der Frauen wird, die er um den Finger wickelt – geschenkt. Er schreibt dich zur Wiedergutmachung auf die Gästeliste seiner nächsten Show! Aber Antje weiß es besser: “Ich muss dich nicht reparieren/ Das überlass ich gerne dir”, singt sie und erteilt damit nicht nur den lost indieboys dieser Welt eine Absage, sondern auch dem typischerweise Frauen anerzogenen Helfersyndrom.
Denn Antje Schomaker findet in diesem poppigen, gitarrenlastigen Hit klare Worte für ein nur auf den ersten Blick oberflächliches Phänomen: Emotionale Unreife und Orientierungslosigkeit sind immer noch männliche Privilegien, die, vermarktet als hedonistische Romantik oder postadoleszente Verträumtheit, auch im Jahr 2023 eine gewisse Anziehung ausüben. Zumindest auf alle, die sich noch nicht an jemandem die Finger verbrannt haben, der ein “cry baby”-Tattoo über dem Hüftknochen trägt. Höchste Zeit also für Gegenwind. “Alle meine Freunde haben mich schon gewarnt/ Und ab heute wurde es mir endlich klar/ Du glaubst dein Leben lang, du bist Peter Pan”. Möge Schomakers “Lost Indieboy” die nächste Generation sensibilisieren für die ganzen Nimmerland-Touristen da draußen, von denen nach einem kurzen Höhenflug nichts weiter übrig bleibt, als Tabakkrümel und eine Perlenkette von Urban Outfitters. Aber die bekommt man immerhin super auf dem Flohmarkt an den nächsten Stoffbeutelmann los.
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