Promotion und Kontakt zu den Fans: Das Web 2.0 ist wie geschaffen für die Musikindustrie. Denn kaum ein Faktor hat sie so nachhaltig in den letzten Jahren geprägt wie die sozialen Netzwerke. Daraus ist eine komplett neue Dynamik entstanden, weswegen der Internetauftritt maßgeblich für den Erfolg sein kann. Doch wie kam es dazu?
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Unser Täglicher Begleiter
Soziale Medien sind ein Teil unserer Gesellschaft und ein täglicher Begleiter geworden. Auch in der Musikindustrie konnten sich neue Kommunikationsmöglichkeiten entwickeln. Das liegt im Besonderen daran, das den Künstlern ein kommerzieller Erfolg garantiert wird. Gerade für neue und unbekannte Musiker ist das eine großartige Chance, um mehr Bekanntheit zu erlangen.
Woran liegt der elementare Wandel? Künstler werden zunehmend nicht mehr nur als Musiker, sondern als Marke betrachtet. Das liegt an unserer veränderten Wahrnehmung von Musik. Die musikalische Angebotsflut ist sehr hoch, jede Woche gibt es tausend neue Songs. Um in diesem Strudel wahrgenommen zu werden, braucht man ein “Alleinstellungsmerkmal”. Das Ziel ist es also, den Künstler als einzigartige Marke zu verstehen.
Die Veränderung ist unter anderem durch das Videoportal “YouTube” entstanden. Die Musiker zeigten in kurzen Videos Einblicke in ihren Alltag und die Entstehung der Lieder. Die Exklusivität und das Teilen von privaten Informationen steigerten die Bindung zwischen den Fans und dem Künstler.
Durch ein ansprechendes Musikvideo kann die Identität visualisiert werden. Daraus entstand auch die Idee für die App “TikTok”. Es handelt sich dabei um ein soziales Netzwerk, bei dem man kurze Handyvideos hochladen kann. Veröffentlicht wurde die App 2016 unter dem Namen “Musically”. Im Jahr 2017 wurde sie von einem chinesischen Medienunternehmen aufgekauft und 2018 in “TikTok” umbenannt.
Damit begann eine wahre Erfolgsgeschichte für die Musikindustrie. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist beinah grenzenlos. Die App stellt Songs aus vergangenen Jahrhunderten und aktuelle Songs zur Verfügung. Das entscheidende daran ist das Zusammenspiel der Musik mit dem Inhalt der Videos.
Das Potenzial hinter “TikTok”
Das spannende an dieser Software ist ein noch nicht vollständig erforschter Algorithmus. Es handelt sich dabei um ein sehr komplexes System, was auf unseren Interessen basiert. Dabei ist es maßgebend, wie lange wir uns ein Video anschauen und ob wir darauf reagieren. Welches Lied oder Video an Bekanntheit erlangt, kann nicht genau vorhergesagt werden. Über Nacht kann der eigene Song viral gehen und über eine Million Aufrufer erreichen.
Die sozialen Netzwerke haben nicht nur positive Aspekte, das Wissen auch die Musiker. Einige Rapper sprechen sich öffentlich gegen Twitter und Co. aus. Dabei geht es um mangelnde Privatsphäre und die Verbreitung von gefälschten Nachrichten. Vor allem in der Musikbranche lohnt es sich über den Tellerrand hinaus zu blicken. Die Meinungen sind so unterschiedlich wie die Künstler. Wer sich eine große Reichweite aufgebaut hat, ist nicht nur froh über den regen Austausch mit den Fans, sondern auch über ein zweites Einkommen.
Die sogenannten “Content Creator” bekommen für ihre bezahlten Beiträge ein beachtliches Honorar ausgezahlt. Sollten also Konzerte mal wieder ausfallen, kann man das durch gezielte Werbung wieder ausgleichen. Wer außerdem Neuigkeiten oder Ankündigungen machen möchte, zum Beispiel mit einer handgeschriebenen Botschaft wie Coldplay, muss diese nun nicht mehr mühsam über einen Newsletter teilen. Er kann den Beitrag innerhalb von 5 Minuten bei Instagram hochladen. Das macht viele Arbeitsabläufe in der Musikindustrie innovativer.
Bekannte Hits von TikTok im Jahr 2022 sind:
- Kate Bush – Running up that hill
- Taylor Swift – Dont Blame Me
- Panic! At the Disco – House of Memories
- Harry Styles – As it was
- Labrinth – Mount Everest
Musikgenres, die einen sehr schwierigen Einstieg hatten, profitieren besonders davon. Der Vertrieb von Fanartikeln und Konzerttickets war durch ein geringes Budget sehr eingeschränkt. Darunter litt vor allem die Medienpräsenz der Künstler. Durch soziale Netzwerke hat sich das verändert. Die Strategien sind einfacher und finanziell kostengünstiger geworden.
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Mehr Follower/Bessere Chancen
Damit der Einstieg in die sozialen Medien zum Erfolg wird, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Die Konten verlangen nach ständiger Pflege und müssen immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Das kostet zwar nicht viel Geld, aber dafür sehr viel Zeit und Geduld. Wer eine nachhaltige Reichweite sicherstellen möchte, muss sich täglich mehrere Stunden damit beschäftigen.
Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Als erstes wird ein passender Beitrag zum Portal erstellt. Das bedeutet: man macht ein Foto, zeigt in einem Video einen Abspann aus dem neusten Song oder übt einen Tanz. Der Beitrag erscheint dann auf dem Profil und kann auch nachträglich bearbeitet oder angepasst werden. Daraufhin werden Nutzer auf diesen Beitrag aufmerksam und können reagieren.
Dabei müssen nicht zwangsläufig wissenschaftliche oder journalistische Standards erfüllt werden. Doch nicht nur die Musikökonomie profitiert von den Vorteilen. Es gibt viele weitere wirtschaftliche Sektoren, unter anderem die Automobilbranche. Sie ist laut “Statista” eine der größten Arbeitgeber in Deutschland. Dies zeigt sich durch die Umsätze und die Anzahl der angestellten Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Branchen.
Neben den wirtschaftlichen Erfolgen profitiert sie von der Medienwelt. Fast alle namenhaften Unternehmen besitzen ein Profil in den sozialen Netzwerken. Das erleichtert die Kommunikation zwischen dem Unternehmen und Käufer. Außerdem kann jederzeit auf neue Aktionen aufmerksam gemacht werden.
Mittlerweile sind fast alle Unternehmen im Internet vertreten. Egal ob es sich dabei um Lebensmittelkonzerne, die Modeindustrie oder Online-Gaming Anbieter handelt. Der Markt für virtuelle Spiele ist stark in Bewegung. Das beweist auch die immer weiter wachsende Community in den sozialen Netzwerken. Das Smartphone ist dabei eine der beliebtesten Spieleplattformen. Es ist also keine Überraschung, dass sie auch auf Social-Media immer präsenter werden.
Wer zum ersten Mal selber Inhalte erstellt wird merken, dass es viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als man erwartet. Ein ansprechendes Design ist dabei mit sehr viel Aufwand verbunden. Damit es zum Start gut funktioniert gibt es hier 5 Tipps:
- sorge für gute Lichtverhältnisse
- fülle deine Biografie mit Interessanten Fakten
- erstelle Storys aus deinem Alltag
- verwende ein persönliches Profilbild
- Wende ein wiederkehrendes Design an
Der große Erfolg über Nacht tritt nicht immer ein. Es lohnt sich, seine Ziele weiterzuverfolgen. Viel wichtiger ist es, die bestehende Community nicht zu vernachlässigen und immer mit einzubauen. Es ist wichtiger, eine aktive Fangemeinde aufzubauen als kurzfristige Erfolge zu verbuchen.
Kunst und Kultur
Neben all den positiven Effekten haben soziale Medien eine weitere sehr entscheidende Funktion. Durch die Corona Pandemie war es kaum möglich, Konzerte oder Zusammenkünfte von Musikern zu organisieren. Gerade in dieser Schwierigen Zeit hat sich das Internet als verlässlich erwiesen.
Am Anfang der Pandemie waren Livestreams eine der wichtigsten Kommunikationsportale. Dabei gab es bei den ersten Versuchen noch Schwierigkeiten. Die Internetverbindung war oftmals nicht stark genug, um ein sehr gutes Ergebnis für alle Zuschauer zu garantieren. Das Interesse an den Online-Kulturevents blieb dennoch kontinuierlich bestehen. Daraus entstanden immer wieder neue Projekte.
Ein Konzept davon ist der erste digitale Club mit einem virtuellen Tanzbereich. Die Fans können sich hierbei aus ihrem Wohnzimmer heraus mit Freunden, DJs und neuen Leuten vernetzen. Die Gründer wollten dabei eine ganz neuartige und besondere Atmosphäre erschaffen.
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Fazit:
Die Musik hat sich schon immer viel gewandelt. Sogar in Krisensituationen hat sie sich durchgesetzt und neue Hoffnungen vermittelt. Ein großer Wandel hat sich durch die sozialen Netzwerke eingestellt. Sie haben nicht nur die Art der Promotion beeinflusst, sondern eine ganz neue Art des Erlebens erschaffen. Durch die daraus resultierende Community können Fans ihren Idolen nah sein. Es bleibt also spannend, was uns in den nächsten Jahren erwartet.
Quellen:
http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2006/141/pdf/raschka_dissertation_musikindustrie.pdf