Eine traditionsreiche Punkrock-Location, eindrucksvolle Videoinstallationen und fünf Musiker aus Tempe, Arizona: Im Rahmen der The Mirror Tour 2020 machten The Maine einen spektakulären Abstecher im Berliner SO36, begleitet von Rocksound’s “Breakthrough Artist of the Year” Stand Atlantic.
Obwohl der trennende Vorhang an jenem Abend eher weniger verkaufte Tickets vermuten ließ, hatte sich bereits ein ordentliches Publikum für die Opener des Abends zusammengefunden. Stand Atlantic rührten den Moshpit mit viel Power und eingängigen Riffs und überraschten mit dem bisher unveröffentlichten Song Shh!, zu dem die euphorischen Konzertbesucher ebenfalls nicht still standen. Aufgewärmt? Auf jeden Fall!
Eingeleitet von theatralischer Musik, einem Countdown und den Gänsehaut-Vocals zu Beginn von Slip The Noose begrüßten schließlich The Maine ihre Fans. Künstlerisch inszenierte Videosequenzen, die die Band durch emotionale Monologe und fragile Portraitaufnahmen von einer sehr persönlichen Seite zeigten, bildeten die Übergänge zwischen den Tracks der ausgewogenen Setlist und sorgten für einen roten Faden, der sich durch die gesamte Darbietung zog. Die orange-schwarzen Outfits der Musiker, das Effektmikrofon in Old School Schnurtelefon-Optik, das wiederkehrende Thema des Spiegels und der Wüste aus dem Artwork ihres aktuellen Albums You Are OK: Solch liebevolle Details, gepaart mit einer ausdrucksstarken Performance und einer außergewöhnlich energetischen musikalischen Leistung, sorgten für ein einzigartiges, audiovisuelles Konzerterlebnis. Denn die professionell durchdachte Produktion der Show ließ keineswegs die Verbundenheit zwischen der Band und den Fans einbrechen.
Mehrmals betonte Leadsänger John O’Callaghan: Egal ob man die Band bereits live erlebt oder noch nie von ihr gehört habe, an diesem Abend solle man die Fassaden fallen lassen und einfach Spaß haben. Das gut gelaunte Publikum ließ sich dies nicht zweimal sagen und gemeinsam tanzte und sang Jung und Alt zu den eingängigen Refrains von Black Butterflies & Déjà Vu und My Best Habit. Die Atmosphäre war wundervoll emotional, die Stimmung großartig – ein lautstarker Fan sorgte sogar dafür, dass das von The Maine geplante Cover prompt der Smash Mouth Kulttrack Allstar wurde. Ein Sing-Along mit einem leidenschaftlichen Fan auf der Bühne rundete die authentische Publikumsinteraktion der Jungs ab.
The Maine vereinten an diesem Abend durch ihre Musik einen gesamten Konzertsaal zu einer schwitzigen, glücklichen Familie, und mit einer letzten, fulminanten Darbietung des Tracks Flowers on the Grave fand das poetische, musikalische Meisterwerk ein Ende.
Bericht Phuong Ly Dao / Fotos: Datz Photography