Reload Festival 2019
Bestes Wetter ist gemeldet, als wir uns am Donnerstagmorgen auf den Weg nach Sulingen machen. Sulingen? Das kennt man nicht? Sollte man aber, denn hier findet an diesem Wochenende bereits zum 13.Mal das Reload Festival statt. Also ankommen, Zelt aufbauen, eine Runde über den regulären Campground gedreht und dann ab zum Gelände. Heute ist das Infield noch geschlossen, der Vorplatz samt Ständen und das Zelt mit der Tentstage sind aber bereits geöffnet. Der Vorplatz bietet auch Anwohnern und “Festival-Touris” die Möglichkeit, einen kleinen Einblick zu bekommen.
Los geht’s im Zelt um kurz vor 18.00 Uhr, wer Bock auf harten Sound hat, ist hier genau richtig! Mit dem Festival ist auch der Opening Day gewachsen. 6 Bands und wer dann noch nicht genug hat, bekommt noch ein ordentliches DJ-Set von Evil Jared auf die Ohren. Dass auch heute schon gut was los ist, wird spätestens bei Any Given Day klar: Circle Pit um das Mischpult, das Zelt bebt! Als die ersten Töne von Ignite erklingen, hören wir unser Zelt rufen. Bis kurz nach 4.00 Uhr am Morgen schaffen wir eh nicht mehr und die nächsten beiden Tage steht ein volles Programm an. Auf dem Weg zum Zelt bekommen wir noch einen Eindruck von dem, was wir verpassen und bevor wir komplett die Augen schließen, hören wir vertraute Töne aus allen Richtungen der Rock- und Metalwelt…
Der Freitag startet bei strahlendem Sonnenschein und wer mag, kann im Zelt beim reichhaltigen Frühstücksbüffet zugreifen und dabei live The Creapers genießen. Danach wird nun auch das Infield eröffnet. Mittlerweile knallt die Sonne gut, einige bleiben daher (und vielleicht auch, um noch den Tag vorher aus den Knochen zu bekommen) erst noch auf dem Campingplatz, es füllt sich aber trotzdem langsam. Pressure Recall starten mit 20 Minuten Verzug, dürfen aber trotzdem ihr volles Set spielen. Verzögerungen können passieren, schön, dass sie nicht zu Lasten der Newcomer fallen. Bei Evergreen Terrace ist der Platz vor der Bühne schon merklich voller. Es ist etwas ruhiger um die Band geworden, aber live nach wie vor ordentlich was die Jungs aus Jacksonville abliefern. Wer Melodic Hardcore mag, ist hier richtig!
Szenenwechsel, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Thundermother wird es femininer und rockiger – aber nicht minder laut. Die Durchstarter im Hard-Rock Bereich zeigen, was Frauenpower bedeutet. Wir springen gedanklich etwas in der Zeit zurück. Dog Eat Dog waren und sind einfach Crossover Ikonen. Und was in den 90ern geklappt hat, geht auch heute noch gut nach vorne. Bei Nasty geht’s dann richtig rund, die Beatdown-Band kommt an! Sie scheiden zwar die Geister, einigen ist es zu abgedreht was die Bühnenpräsenz angeht, aber der aufwirbelnde Staub im Pit beweist, hier sind sie richtig und werden vom Publikum gefeiert. Es ist ein abwechslungsreiches Lineup und so folgt mit den Backyard Babies ein weiterer Act, der schon seit vielen Jahren das Publikum in seinen Bann zieht. Die einen kommen zur Bühne, die anderen gehen etwas trinken. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Hitze geht auch an uns nicht spurlos vorbei und so legen wir zu Lasten von Sondaschule eine kurze Pause ein und genießen die Sause zumindest akustisch vom Zelt aus. Schade, aber bei 13 Stunden Festival muss man auch mal was futtern.
Pünktlich zu Soilwork sind wir dann wieder am Start. Schwedische Melodic-Death-Klänge schlagen uns entgegen. Eigentlich ist es zu hell für die Band, macht trotzdem Laune. Normalerweise sorgen Lordi mit ihren Kostümen für Angst und Schrecken, bei der Hitze ist allerdings auch etwas Mittleid dabei. Ein weiterer Wehrmutstropfen: heute ist der letzte Auftritt von Bassist Ox, das muss ein würdiger Abschied werden! Die Kostüme sind spektakulär, egal ob es um die Flügel des Sängers oder die restlichen Kreationen geht. Die weiteren Bands des Abends haben dann alle eins gemeinsam: es ist laut und es gibt Pyro! Während es bei Of Mice & Men und Airbourne eher Feuerfontänen und Flammen sind, die die Bühne aufheizen, reicht dies den Headlinern Sabaton bei weitem nicht. Das Bühnenbild erinnert an einen Schützengraben samt Panzer, zu Beginn explodiert die Bühne von links nach rechts mit roten Feuerelementen, bevor die Jungs loslegen. Geile Performance, standesgemäß gibt es jedoch keine Sabaton-Rufe, sondern lautstark wird in regelmäßigen Abständen “noch ein Bier!” gefordert – da müssen außer Sänger Joakim auch die anderen Bandmitglieder ran. Der Abend auf der Hauptbühne geht um kurz nach 1.00 Uhr zu Ende, im Zelt geht es dann noch gute drei Stunden weiter.
Frühstück mit den Monsters Of Liedermaching im Zelt. Der dritte Tag an der Mainstage startet wieder mit bombastischem Wetter und knüpft mit SetYourSails direkt an die Power des Vortages an. Von dieser Combo aus Köln um Frontfrau Jules wird man bestimmt noch einiges hören! Starke Frontfrauen gibt es heute einige. Eyes Set To Kill bringen Stimmung und ziehen noch mehr Publikum zur Bühne. Es folgt Jinjer – ein weiterer Höhepunkt des Tages schon zu so früher Stunde. Die ukrainische Metalcore-Band ist aktuell fleißig unterwegs in Europa und beweist auch heute, warum sie so gefeiert wird. Wir schalten wieder einen Gang runter. Massendefekt stehen für Punk’n’Roll, mal politisch, mal nachdenklich aber immer mitten rein. Crowdsurfer und Bierdusche gehören da natürlich zum guten Ton.
Was soll ich sagen, oft gesehen aber irgendwie sind Walls Of Jericho heute noch wilder als sonst. Mit feinstem Hardcore, der die Menge zum Toben bringt vergehen die 40 Minuten Set wie im Flug und nicht nur Frontfrau Candace hat ein Grinsen im Gesicht. Es folgen Emil Bulls, die, genau wie Dog Eat Dog, bereits im ersten Jahr des Reloads hier spielten – Gründungsbands sozusagen. Immer wieder wird die Menge mit dem Wasserschlauch kurz erfrischt, bei der Bewegung in den Circlepits und Moshpits auch nötig. Dass die Security gut gewählt ist, zeigt sich dann auch immer wieder: es wird mit den Fans geklatscht, das Publikum noch weiter angeheizt, am zweiten Tag gibt es die Abkühlung zusätzlich noch mit Wasser-Pumpguns und kleine Späße mit der ersten Reihe sind an der Tagesordnung. Trotz allem sind die Secus aufmerksam und machen ihren Job klasse, so dass auch die Crowdsurfer, von denen es dieses Jahr ziemlich viele gibt, sicher vor der Bühne ankommen. Das ist auch nötig, denn Bury Tomorrow fackeln nicht lange. Die Metalcore-Keule rotiert und es wird wieder staubig im Pit. Was man auch mit Ü60 noch drauf hat zeigen Agnostic Front. Spaß auf der Bühne, Power und super Sound, so muss das sein! Der Samstag ist deutlich hardcorelastiger; gefällt uns! While She Sleeps treten mit Gastsänger Scott Kennedy (Bleed From Within) auf, da Sänger Loz aus persönlichen Gründen pausieren muss. Der Show tut das keinen Abbruch und auch einige Songs bekommen so eine interessante neue Note. Crossover is not dead.
Clawfinger beweisen, dass der Trend aus den 90ern immer noch ordentlich abgeht. Etwas abgedreht, ein wenig verschroben und immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „I’ve got the perfect smile“ Natürlich darf ein Bad in der Menge nicht fehlen. Muss man zu Hatebreed was sagen? Naja Mukke machen können sie besser als Licht, aber Wurscht. Abriss, alles andere wäre untertrieben. Beachtlich, was das Publikum nach so einem heißen Tag noch auf der Tanzfläche anrichtet. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten wir die nächste Band. Bullet For My Valentine mit energiegeladenem Metalcore beenden ein wunderbares Festival. Als Abschluss gibt es noch ein Höhenfeuerwerk, das sich sehen lassen kann. Wer dann noch Energie hat, darf im Zelt weiterfeiern.
Fazit des Wochenendes: Mit etwas über 12.000 Besuchern besteht nach Angabe des Veranstalters noch die Kapazität zu wachsen. Hierzu wurde deutlich investiert: in Zusammenarbeit mit der Stadt wurden Strom- und Wasserleitungen fest verlegt, eine neue Bühne samt Soundsystem, die auch Windstärke 12 aushalten soll, ein eigenes Ticketsystem, wir sind gespannt! Der Termin fürs nächste Jahr steht auch schon: 13.-15.08.2020! Die limitierten “Löwen im Sack”-Tickets waren bereits nach einer Stunde ausverkauft, die EarlyBird-Tickets gibt es jetzt für 89,00 €. Besonderheit: 2020 feiert das Reload sein 15-jähriges Jubiläum und wird sicher ein fettes Line-Up zu bieten haben! Insgesamt klasse Stimmung, ein gelungenes Festival, was insbesondere durch viele ehrenamtliche Helfer möglich gemacht wurde. Vielen Dank dafür!
Fotos: KTD Photography
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