Das Open Flair Festival in Eschwege feiert seinen 35. Geburtstag – somit konnten wir uns dieses Festival wohl kaum entgehen lassen.
Start des Festivals war dieses Jahr, statt wie aus den letzten Jahren gewohnt, nicht erst am Donnerstag, sondern schon am Mittwoch. Red Ivy aus Nordrhein-Westfalen heizen trotz der frühen Uhrzeit und der Tatsache, dass ja auch erst Mittwoch ist, ordentlich auf der Seebühne ein. Mit weiblichem Gesang von Frontfrau Hannah und einem Mix aus Alternative-Rock und Pop war dies wohl der perfekte Start für 5 Tage Open Flair. Auch von der Partie sind am Mittwoch The Subways, die ebenfalls mit teils weiblicher Besetzung und Hits wie “Oh Yeah” die Seebühne rocken. The Subways räumen die Bühne für Alex Mofa Gang. Wer die fünf Berliner kennt, weiß, hier ist niemand sicher und der Platz vor der Seebühne verwandelt sich schnell und sicher in eine pogende und schwitzige Masse. Wer kann da denn auch schon bei einer ordentlichen Punkshow drauf verzichten? Für Abwechslung auf der Bühne sorgten Russkaja aus Wien. Mit Trompeten und Violinen, die ja erstmal nicht auf viel Stimmung deuten lassen, rissen aber auch die sieben Wiener die Seebühne ab und sorgten für Stimmung, Schweiß und tanzende Menschen auf dem Platz neben dem Werratalsee. Highlight des Mittwochs und pünktlich um 22:30 Uhr auf der Bühne waren wohl ohne Ausnahme Muff Potter. Muff Potter kommen aus Münster und machen nach 9 1/2 Jahren Bandpause endlich wieder die Bühnen unsicher. Die gerade erst gespielte Tour mit ausverkauften Shows und die tobende Menge vor der Bühne gibt der Band recht, dass es richtig ist, wieder zu spielen. Mit Muff Potter in die Nacht und somit ein wirklich gelunger Tag und Abschluss vom 1. Tag auf dem Open Flair in Eschwege.
Kaum den Mittwoch überstanden ist auch schon der Donnerstag da, der genauso vielversprechend klingt, wie das Open Flair begonnen hat. Den Anfang macht heute die Berliner Punkrockband Engst. Mit klaren Statements gegen Rechts machten sich Engst wohl noch mehr Fans als sie eh schon mitgebracht haben. Wo Muff Potter am Vorabend aufgehört haben, machen Engst weiter. Für die erste Band, die bisher noch nie auf einem Festival dieser Größenordnung gespielt hat, ist es quasi schon ein Wunder, dass es zahlreiche Moshpits und sogar Wall Of Death’s gibt. Aber, was erwartet man schon von einer Punkrock die aus Berlin kommt und zudem bereits Support für die Rogers gespielt hat? Mit einem fetten Danke an das Festival und die bandeigene Crew sowie Geburtstagsglückwünschen verabschieden sich Engst von der Bühne und machen Platz für die weiteren Bands des Tages. Ein weiterer Act, der die Seebühne am Donnerstag bespielt hat ist City Kids Feel The Beat aus Ulm. Mit Heavy-Pop Punk und einer energiegeladenen Show, die man sonst nur von Szenegrößen kennt, reißen die fünf Ulmer die Seebühne quasi ab. Der Platz direkt am Werratalsee füllt sich sofort mit Staubwolken vom aufgewirbelten Boden, was darauf zurückzuführen ist, dass spätestens nach der Aufforderung von Frontmann und Sänger Sven den ganzen Song mitzuspringen um ein Bandshirt zu gewinnen, wohl wirklich jeder anfing sich zu bewegen. Aber CKFTB sorgen auch dafür, dass das, was quasi auf keinem Festival fehlen darf, erfüllt wird: Cover. Mit Applause von Lady Gaga geben sie nochmal alles bevor auch sie dann die Bühne frei machen.
Um nach den ziemlich Rock & Punk lastigen etwas Abwechslung auf die Bühne zu bringen, betritt jetzt Megaloh die Bühne, der mit DJ Set und Rap/Hip Hop ebenso wie die vorherigen Bands abreißt. Der Platz vor der Seebühne ist gut gefüllt, wodurch Megaloh es ziemlich leicht hat, Stimmung auf dem Platz zu erzeugen. Aber auch der Megaloh Auftritt geht zu Ende und der Platz, der nun wirklich fast aus allen Nähten platzt, freut sich auf die heutigen Headliner der Seebühne: Die Donots. Wer sich im Rock und Punk Bereicht bewegt, kommt wohl kaum um die Donots drumherum. Mit vielen Circle Pits, Stagedivern und generellen Moshpits blieb bei den Donots wohl keiner verschont. Die Circle Pits, die von Sänger Ingo liebevoll wie bei einer Versteigerung durchgezählt wurden, um noch mehr zu bekommen, waren eines der vielen Highlights beim Auftritt. Von Circle Pit Versteigerungen bis hin zu Wikipedia Einträgen über die “Eschweger Peitsche” war alles mit dabei. Aber auch wenn die Donots wohl wirklich das Highlight am Donnerstag waren, ging’s noch schnell rüber in’s E-Werk wo Alli Neumann die E-Werk Bühne als Headliner des Tages zum Abschluss bringt. Wer Alli Neumann nicht kennt hat definitiv etwas verpasst. Denn Alli Neumann ist wohl der herzlichste Mensch, den ich jemals auf einer Bühne gesehen habe. Und trotz der Tatsache, dass sie gleichzeitig mit einer Festivalgröße wie den Donots spielt, ist das E-Werk ziemlich gut gefühlt. Aber schneller als erwartet, geht dann auch der zweite von fünf Festivaltagen zu Ende.
Tag 3 auf dem Open Flair bricht an. Endlich öffnet auch das Hauptgelände und die Radio Bob und die Freibühne werden bespielt. Die erste “Band”, die für den Freitag auf dem Plan steht ist Teesy auf der Radio Bob Bühne. Teesy, der mit Backup Rapper und Band auf der Bühne steht sorgt für ordentlich Stimmung und heizt die Menge auf dem leider noch nicht so prall gefüllten Hauptgelände schonmal für Madsen und Fanta 4 ein. Mit Dancebattle zwischen Teesy und Backup Rapper NKSN und der Aufforderung dass das Publikum einen gesamten Song immer von links nach rechts und andersrum gehen soll, bleibt der Platz aber auch nicht ohne Bewegung. Mit zwei eigenen Songs sorgt NKSN für Abwechslung im Set von Teesy. Weiter geht’s mit Madsen, die kurzfristig den Slot von Good Charlotte übernommen haben, was wohl kaum auffällt, denn Madsen gehören beim Open Flair schon so gut wie zum Inventar. Pünktlich zum Lied Nachtbaden fing der bisher noch leichte Regen an sich in ein richtiges Unwetter zu verwandeln. Quasi um die richtige Grundstimmung für den Song zu schaffen. Trotz der Befürchtung von Sänger Sebastian Madsen, dass sich durch den Regen der Platz leert, hat sich an der Fülle der Menge und erst Recht nicht an der Stimmung im Publikum wohl kaum etwas getan. Ebenso wie am Vortag bei City Kids Feel The Beat gibt es auch bei Madsen ein Cover: Ein Good Charlotte Song, um die GC Fans zu “trösten”. Zum krönenden Abschluss und in guter alter Tradition gab’s noch schnell die Aufforderung, dass alle Besucher mit Hasenkostüm bzw. eigentlich generell alle mit Kostümen in den ersten Reihen mal die Bühne füllen sollten und schon wurde die Bühne mit Einhörnern und Hasen gefüllt. Dank dem Regen während dem Auftritt von Madsen ging es erstmal wieder zum Campingplatz um sich umzuziehen und aufzuwärmen, weshalb leider nur wenige Songs vom Fanta 4 Auftritt in’s Blickfeld und Gehör fiel. Mit einem Shoutout an Clueso und dem Song Zusammen tobte die Menge wie zuvor wahrscheinlich auch schon.
Auf Kosten der Leoniden, die eigentlich um Mitternacht auf der Freibühne beginnen sollten zu spielen, überzogen Fanta 4 um 20 Minuten. Aber die Leoniden auf Kiel machten das Beste draus, als es direkt mit Beginn der Show wieder anfing zu regnen. Mit lockeren Sprüchen, wie man sie von den Leoniden gewohnt ist, hieß es “Uns wurde gesagt, es hat erst angefangen zu regnen, als wir angekommen sind. Aber wir brauchen nunmal das heimische Wetter um uns wohlzufühlen.” Und wie es nunmal so ist, wenn es stundenlang regnet, blieb der Boden vor der Freibühne, die sich inmitten von Bäumen befindet, nicht vom Schlamm verschont. Wer hier sauber bleiben wollte, war wohl falsch, denn auch mit großer Bemühung, hat das wohl bei niemandem funktioniert, der sich die Leoniden anschauen wollte. Auch bei den Leoniden gab es in guter alter Leonidenmanier ein Cover, der direkt in einem eigenen Song endet. Und irgendwie war’s dann auch ziemlich schnell 2 Uhr morgens und auch der letzte Auftritt des Freitags beendet.
Wie auch die Tage zuvor verging die Zeit zwischen der letzten Show des Vortages und dem ersten des darauffolgenden Tages ziemlich schnell und so befand man sich gefühlt durchgehend auf dem Gelände. Der Samstag fing für uns mit Der Wahnsinn auf der Seebühne an. Trotz des doch recht leeren Platzes, was wohl der Tatsache verschuldet war, dass Eskimo Callboy gleichzeitig auf der Radio Bob Bühne spielten, gaben die zwei Hamburger alles um die Besucher mit guter Laune und viel Stimmung auf Annisokay vorzubereiten, die direkt am Anschluss auf der Seebühne die Ehre hatten. Weiter ging es auf dem Hauptgelände und der Radio Bob Bühne mit Enter Shikari und ihrer, wie sie es selbst nennen “RockPopPunkHardcoreDrum’n’BassMusic”. Frontmann Rou Reynolds, die wie es sich für eine Enter Shikari Show gehört mehr im und am Publikum zu finden war, sorgte für viel Energie auf der Bühne. Denn wer bereits eine Enter Shikari Show erlebt hat weiß, dass Rou absolut nicht stillstehen kann und dementsprechend flogen auch mal Mikrofonständer und Rou selbst über die Bühne. Die Enter Shikari Show war trotz der doch recht frühen Stagetime von 18:15 bis 19:15 wie gewohnt energiegeladen und wurde mit einem Bühnenflitzer quasi perfekt gemacht.
Weiter ging es dann mit ruhigeren Tönen von Bosse. Bosse dürfte wohl für niemanden ein unbeschriebenes Blatt mehr sein, denn wer Radio hört, kennt Bosse. Mit Hits wie So oder So, den er für die Tochter seiner besten Freundin geschrieben hat und dessen Text ursprünglich mal ein Brief an diese war aber auch Songs wie Schönste Zeit oder Dein Hurra brachte die Band Bosse den ziemlich gut gefüllten Platz zum Toben. Außerdem sorgte er dafür, dass sämtliche Becher nach vorne flogen, nachdem er dazu aufgefordert hat die an Viva Con Agua zu spenden. Weiter ging es auf der Freibühne mit Das Lumpenpack, welche nur aus der Ferne betrachtet wurden. Nachdem das Lumpenpack letztes Jahr noch am Donnerstag die Seebühne bespielt hat, spielen sie dieses Jahr zwischen Bosse und den Toten Hosen – quasi der Jackpot für jede Band. Aufgrund der nachfolgenden Band hatte das Lumpenpack ordentlich Publikum, was natürlich ziemlich Bock hatte. Püntklich um 22:30 wurde das Licht auf der Radio Bob Bühne dunkel. die Fahnen der Toten Hosen stiegen in die Luft und der Einspieler begann. Was will man zu den Toten Hosen schon groß sagen, außer dass der jahrelange Erfolg der Band recht gibt. Wer die Toten Hose noch nie gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen, denn die Energie und die Lebensfreude die die Band rund um Frontmann Campino ausstrahlt ist jedes Geld wert. Aber tatsächlich, wer hätte das gedacht, gab es auch von den Toten Hosen ein Cover von niemanden geringeren als den Ärzten, nämlich Schrei nach Liebe. Mit Aufnahme für die Weihnachtsfeier von den Toten Hosen, insgesamt zwei Zugaben und einem abschließendem Feuerwerk nachdem insgesamt 30 Minuten überzogen wurde, ging auch der vorletzte Tag auf dem Open Flair zu Ende.
Angekommen am letzten Tag des fünftätigen Festivals ging es bei Swiss & die Andern los auf der Radio Bob Bühne los. Dass Swiss & die Andern sich von anderen Bands abheben ist wohl bereits jedem auf dem Gelände aufgefallen, denn bei Swiss & die Andern ist das Publikum weniger gemischt als bei anderen Bands. Hier stehen hauptsächlich Punker mit bunten Haaren vor der Bühne und gefühlt jeder kennt die Texte der Hamburger Band. Um quasi dem Trend aufzuspringen, gibt es auch von Swiss & die Andern ein Cover welches auf dem Open Flair erst am Vorabend zum Besten gegeben wurde. Auch am Sonntag ertönen aus den Boxen und über das gesamte Hauptgelände die Klänge von Schrei nach Liebe. Um auch an diesem Tag etwas Kontrast zu bieten betreten nach Swiss & die Andern Von Wegen Lisbeth aus Berlin die Bühne. 2016 galten Von Wegen Lisbeth noch als kleine Band, doch das sind sie schon lang nicht mehr. Mittlerweile gehören die Berliner zu den Top Acts jeglicher großen Festivals und somit ist auch der Platz vor der Bühne beim Open Flair alles andere als leer – und das trotz Regen. Mit einem sympathischen Versprecher von Sänger Matze, der statt Open Flair ein kurzes “Open Air, äh ne Open Flair – oh da hab ich mich versprochen” von sich gab und somit für ein aufmunterndes Lachen im Publikum sorgte. Headliner und somit der letzte Act auf dem Open Flair sind The Offspring. Obwohl das letzte Album schon etwas älter ist, hindert es die Band nicht zu touren. Ohne Zweifel ist klar: Das Line-Up vom Open Flair sowie die Tageseinteilungen hätten nicht besser sein könne, denn auch The Offspring sorgen am späten Sonntagabend noch für ordentlich Stimmung auf dem Open Flair Gelände am Werdchen.
Ob man das Open Flair bewerten muss, ist absolut keine Frage, denn wer schon mal auf dem Open Flair zu Besuch war, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Weg dorthin noch mehr als einmal finden.
Für euch vor Ort: Verena Schäfer