Kompromisslos ist die Haltung. Mögen andere Rapper gerade Klamotten, Geld, Klamotten,
Drogen, Klamotten und – achja – Klamotten feiern, wird das Rap-Duo aus Bochum nur
selbstreferenziell, wenn da auch ausreichend Platz für die Ironie eines zweiten Gedankens ist.
Ohne Gnade wird von Mischa und Seppo abgerechnet. Mit Konsumsucht, Superfood und
Diktatoren.
„Schon wieder gestrandet in Mexiko, keine Chance zu entkommen, denn Trump macht die
Grenzen zu. Dann werd’ ich hier jetzt leider versauern, doch vielleicht ist das ja nicht die falsche
Seite der Mauer“, heißt es da etwa in „Mexiko“.
Und dann ist da ist ja auch noch die Musik. Die wirkt wie ein einziger Kompromiss, allerdings,
und das macht es so richtig gut, nie unentschlossen. „Best of all worlds“, immer upbeat, immer
tanzbar. Ein Schmelztiegel aus Slalom-Melodien, Autotune und großen Mitsing-Momenten.
Herauskommt eine hochentzündliche Mischung aus Club-Sound und Dada-Pop-Hooks, die
Alidaxo ohne zu zögern auf die Gesellschaft gießen. Während der Apokalypse wird dann auf der
eigenen Isolierstation die Hip-Hop-Party gefeiert. Draußen ist Krieg, drinnen sind Beats.
Durchaus auch ein beachtlicher Verdienst, aber kaum verwunderlich, dass es Alidaxo so für ihr
zweites Album „Morgen ist Tomorrow“ geschafft haben, sowohl Teile der Kölner
Überflieger-Band Querbeat für ein Trompeten-Solo ins Studio zu locken, als auch Keule, einst
Teil der 257ers, der auf einem Song ein verkatertes Lebenszeichen sendet.
Nach „Retro war gestern“ schaffen Alidaxo mit „Morgen ist Tomorrow“ auf dem Mainstream zu
surfen und gleichzeitig seine Wellen regelmäßig zu brechen. Funktioniert als Partysmasher
genauso wie aus Kopfhörern im Zug. Und das ist ja bekanntlich Merkmal 1 von richtig gelungener Pop-Musik.